Supervision


Als Supervisorin biete ich Kolleg:Innen die Möglichkeit ihre videografierten Sitzungen gemeinsam zu analysieren und mögliche effektive Wege zu finden, um Patient:Innen bestmöglich helfen zu können. Meine Expertise bezieht sich auf Menschen mit emotionaler Instabilität/ Fragilität und auffälligen interaktionellen Persönlichkeitsstilen und -störungen. Gerade eine videobasierte Arbeit ermöglicht eine hohe Behandlungsqualität, da Studien darauf verweisen, dass es transparente Feedback-Systeme braucht für unsere noch vergleichsweise junge Psychotherapie als wissenschaftlich fundiertes Heilverfahren. Die Ergebnisse sind weiterhin vielversprechend, aber auch ernüchternd: Psychotherapie hilft insgesamt, aber mit Blick auf Allegiance, Katamnese, Patienten-, Therapeuten- und Adhärenzfaktoren müssen wir viele Studien mit gewisser Skepsis betrachten. Immer noch erleben zu viele Patienten Rückfälle, vielen kann nicht ausreichend geholfen werden und rasche Symptomreduktionen in den ersten 12 Therapiesitzungen sind üblich, sagen jedoch noch nicht viel über die langfristigen Effekte aus. Wir Behandler:Innen können uns oft irren, so zeigen Studien, dass sich die Therapeutenperspektive auf den Therapieerfolg häufig deutlich von einer Beobachter oder Patientenperspektive unterscheidet, letztere aber den Therapieerfolg eher beurteilen vermag.


Wir nehmen durch unsere eigenen Vorannahmen, Modelle, Überzeugungen und eigenen Lernerfahrungen unbewusst Einfluss. Unsere Sicht auf eine Sitzung kann sich unter Umständen deutlich von dem tatsächlich statt gefundenen Prozess unterscheiden. So hat sich in vielen modernen Ansätzen, die evidenzbasiert sind, seit Jahrzehnten eine inzwischen leicht umsetzbare, videobasierte Therapie bewährt, die einen transparenten und evaluierbaren Einblick bieten und die Behandlungsqualität entscheidend verbessern helfen.


Mein beruflicher Weg führte mich durch mehrere integrative Therapieverfahren, die in meinen Supervisionen einfließen:


Nach der Approbation und Fachkunde in Verhaltenstherapie lernte ich durch die Dialektisch- Behaviorale Therapie (DBT), Menschen mit ausgeprägter emotionaler Instabilität und selbst- wie auch fremdgefährdenden Verhaltensweisen "ins Leben zurück zu holen". Dieser achtsamkeitsbasierte Ansatz gibt Patient:Innen viele Möglichkeiten an die Hand, heftige Emotionen besser zu erkennen, zu verstehen und auszuhalten, zu differenzieren, klare Grenzen und Strukturen zu erlernen, entlang einer individuellen Zielhierarchisierung und auf eine Halt gebende Allianz zu vertrauen. Im Hier und Jetzt zu leben, und nicht aus alten biografischen Bezügen heraus noch heute dysfunktionale Verhaltensmuster zu wiederholen ist ein wichtiges Ziel dieser Therapieform. Meist ist innerhalb des ersten Jahres eine deutliche Reduktion der selbstdestruktiven und fremdschädigenden Symptomatik zu beobachten. Begleitet war meine praktische Training von einer intensiven 7-jährigen Forschungstätigkeit in einem Verbundprojekt der Charité, Humboldt Universität und der Freien Universität. In der "Berliner Borderline Versorgungsstudie" behandelte ich als Studientherapeutin (im Einzel- und Gruppensetting) Patient:Innen, die an einer Borderline Störung erkrankten und forschte gemeinsam mit meinen geschätzten Kolleg:Innen. Meine eigene Achtsamkeitspraxis konnte ich im Zen-Sesshin und zahlreichen intensiven Workshops vertiefen, bei Willigis Jäger, Marscha Linehan, Ulrike Kesper-Grossman und Christopher Germer.


Die Schematherapie war dann ein Verfahren, was mir mit dem Schema- und Modusmodell einen guten und klaren kognitiven Überbau möglicher emotionaler Schemata und deren Ausdruck gab. Hier sprach mich auch die Integration von humanistischen, erlebensorientierten und psychodynamischen Techniken an und die gezielte Arbeit mit Selbstanteilen.

Die Acceptance and Commitment Therapy (ACT) bot mir ebenfalls mit dem flexiblen, prozessorientierten Hexagon-Modell  eine gute generelle Struktur möglicher Herangehensweisen zur Bewältigung bestimmter Symptome. Als lebendige und gewitzte Therapeutenmodelle erlebte ich u.a. Stephen Hayes, Russ Harris und Jason Luoma.

Die hier genutzten evokativen Methoden, wie Stuhlarbeit und Imaginative Übungen, ein Novum in der VT bis dahin, boten mir eine deutliche Erweiterung meines therapeutischen Spektrums. Mit dem Reparenting- Konzept der ST haderte ich jedoch von Beginn an. Eine Begünstigung von Regressionen oder/ und Übertragungsneurosen meiner Patient:Innen möchte ich verhindern, was auch mit meiner partnerschaftlichen und transparenten Haltung und der Arbeit auf Augenhöhe mit meinen Patient:Innen kollidieren würde, die ich jederzeit mündig sehe und in ihrer Selbstverantwortung von Beginn an stärke.


Die imaginative Arbeit habe ich im Anschluss weiter über das Erlernen der Imagery Rescripting and Reprocessing Therapy (IRRT) bei Mervyn Schmucker vertieft, was eine prozessoffene, humanistische Herangehensweise ermöglicht und auf präzise Weise auch komplexe Traumata heilen hilft. In einem 3- Phasen- Verlauf werden konkrete traumatische Erlebnisse reprozessiert, wie ein alter Film, der mit neuem, resilienterem Skript  überschrieben wird. Hier nutze ich die 3. Phase meist diagnostisch oder ressourcenorientiert stabilisierend. Die 2. Phase nutze ich in veränderter Weise entlang den psychodynamischen Konzepten, die auf eine affektfokussiert reprozessierende, letztlich dann aber Bindungsorientierte, versöhnliche Integration auch stark schädigender Introjekte hinarbeiten, um innerlich zu Ruhe, Heilung und Frieden kommen zu können, ohne einzelne Introjekte oder Selbstanteile auszuschließen oder abzuspalten.


Ein ebenfalls wieder umfassendes, vertieftes Erlernen der EFT (Emotionsfokussierte Therapie nach Greenberg) war mir danach wichtig. Dieses Neo-Humanistische Verfahren lebt, wie auch die DBT, eine partnerschaftliche Ebene (der EFT-Therapeut als "Emotions- Coach" bzw. "Emotions- Navigator"). Die evokativen Methoden, wie die Stuhlarbeit, präzisieren hier eine integrierende Prozessarbeit verschiedener Selbstanteile/ Introjekte und zielen auf ein inneres Versöhnen ("You need to arrive at a place before you can leave it", Les Greenberg). Das markergeleitete Vorgehen erfasst maladaptive und adaptive Emotionen im bewussten, wie auch an der Schwelle des vorbewussten Erlebens und hilft diese vertieft zu verändern, möglichst zu transformieren. Meist werden die Kernschemata "bad me", "weak me" oder/ und "sad me" mittels konkreter emotionsfokussierter Techniken behandelt, bestenfalls transformiert zu einem resilienteren Selbst. In einer beständig empathischen Grundhaltung entlang dem „Schmerzkompass“ der Patient:Innen im gegebenen Moment wird dem Therapieprozess vor allem emotionsfokussiert gefolgt, indem der Fokus auf dem gezeigten Emotionstyp (primär, sekundär, adaptiv oder maladaptiv) liegt, zudem der Art der emotionalen Verarbeitung, mit der Patient:Innen sich im gegebenen Moment organisieren und spezifischen (Gefühls-) Markern als Eintrittstür zur konkreten Arbeit in der aktuellen Sitzung. Es werden korrigierende Erfahrungen ermöglicht, die emotionale Verarbeitung gefördert und Emotionen transformiert („change emotion with emotion“) um eine resilientere Selbstorganisation der Patient:Innen zu fördern. Eine empathische Grundhaltung wird durch eine differenziert ausgearbeitete therapeutische Kommunikation unterstützt, wie bspw. empathisches Explorieren, Zurückfokussieren, Bestätigen, Evozieren und Vermuten.


Die ISTDP (Intensive Short Term Dynamic Therapy nach Davanloo) bildet für mich (ein ursprünglich psychoanalytisch verwurzeltes Verfahren) Möglichkeiten, in den tiefen unbewussten emotionalen Schichten zu arbeiten. Auch im CBASP, einem verhaltenstherapeutischen Ansatz, der psychodynamische Elemente integriert, hatte ich bereits die Relevanz der Arbeit in der Übertragungsbeziehung erkannt bei chronischer Depression und früher Bindungsstörung. In der ISTDP wird direkt ab Prozessbeginn die Arbeit im tiefen, unbewussten emotionalen Erleben, in den tieferen emotionalen Strukturen (untere subkortikale Ebene, in den impliziten Erinnerungssystemen), die dem Bewusstsein nicht direkt zugänglich sind, und früh erworbenen biografischen Bezügen affekt- und übertragungsfokussiert gearbeitet, stets im Hier und Jetzt emotionale Erfahrungen unterstützend. Die zentrale Kernneurose erschließt sich bestenfalls direkt in den ersten beiden Sitzungen ("trial session"). Eine sehr intensive, effektive und kurzfristigere Arbeit wird damit möglich. Ziel ist auch hier die Versöhnung mit den inneren maladaptiven Introjekten. Wobei ebenfalls wieder zentrale frühe Bindungserfahrungen gemeint sind, die emotional mit Angst konditioniert abgespeichert wurden und repressiv unterdrückt werden. In den tieferen emotionalen Strukturen sind es die heftigeren Affekte und Impulse, die genutzt werden: Kathartisch-transformativ und innerlich haltend (nicht ausagierend) werden körperlich-visualisierend und im direkten Kontakt Schichten durchlebt ("working through") von Trauerschmerz, auch intensiver zerstörerischer Wut/ Aggression, unbewusste Reue und tiefe Trauer/ Schmerzgefühle hin zu den verschütt gegangenen Zuneigungsgefühlen, Bindungspersonen gegenüber, eine Versöhnung mit den inneren zuvor maladaptiv wirkenden Introjekten wird möglich. Die Verbindung mit den Problemen im Hier und Jetzt bleibt beständig erfahrbar und verstehbar, die aktuelle Symptomatik kann vertieft erkannt, verstanden und auflösend behandelt werden. Es gilt die in der aktuellen Sitzung gezeigten Widerstände/ Verhaltensmuster zu überwinden, die echte emotionale Intimität verhindern, die sich im Persondreieck von aktuellen und früheren relevanten Bindungspersonen und dem Therapeuten im Jetzt maladaptiv widerspiegeln und zugrundeliegende Emotionen und Erlebensweisen bislang verdeckten. Der Zugang zum unbewussten Erleben, das Prozessieren und Verarbeiten tiefer, bislang verhinderter, noch unaufgelöster, maladaptiver Emotionsschemata wird möglich und damit die Arbeit an der Wurzel des ´Bindungsproblems.